Samstagnachmittag, Schlag 15 Uhr, Minna-Cauer-Saal des Rathauses Charlottenburg, Berlin: 26 Autor*innen treffen ein, aufgeregt und gespannt, was sie erwartet. Sie wissen nur eines: es gibt Wortrandale. Der gleichnamige Literaturpreis wurde 2019 zum ersten Mal ausgeschrieben, und sie haben sich beteiligt. Mehr…
Autor: Karla Letterman
Schreiben ist Goldt
Wer den Schriftsteller Max Goldt live erlebt, stellt sehr schnell fest: Für das Bad in der Menge ist der Mann nicht gemacht. Er wirkt, als wolle er sich nicht feiern lassen. Er mag außerdem keine Interviews, das hat er schon oft betont. Man könnte sagen: Reden ist Silber, Schreiben ist Goldt. Mehr…
Schlafplatz neben der Autobahn
Neues aus meiner Reihe „verkannte Tiere“: In unserem Viertel gibt es einen Krähenbaum, der über magische Anziehungskräfte verfügen muss. Zum ersten Mal beobachtete ich das Schauspiel vor etwa einem Jahr, doch ich erinnere mich daran, als wäre es gestern gewesen. Ich fuhr im Dämmerlicht über die Lübecker Lohmühle, eine unwirtliche vierspurige Straße bei der Autobahn. Da wurde es auf einen Schlag dunkel.
Zäpfchen im Rautengewand
Ob die Kunstfigur Olaf Schubert im wahren Leben nun Michael Haubold oder Jens Friebel heißt – ich bezeichne den Mann als Zäpfchen im Rautengewand. Das allerdings hat er sich selbst zu verdanken. Was es genau bedeutet? Mehr…
Die kleine Schwester des Hutes
Sie schützt vor Regen und Wind, wärmt die Ohren und kann das Aussehen ganz beträchtlich verändern. Die kleine Schwester des Hutes, die Kappe, hat eine eigene Würdigung verdient!
Fliegermützen verleihen nicht nur Pionierinnen wie der Pilotin Elly Beinhorn ein verwegenes und entschlossenes Aussehen. Sie umgeben ihre Trägerin, ihren Träger mit dem Hauch von Aufbruch, selbst wenn sie nur auf dem Weg zum Supermarkt getragen werden. Mehr…
Das Geheimnis von Grüngel-Brot

Zutaten für Grüngel-Brot
Als ich mit meiner Freundin Elke über gesunde Ernährung plauderte, überraschte sie mich mit folgender Mitteilung:
„Ich mache mir mittags jetzt oft Grüngel-Brot. Das ist schnell zubereitet und wird jedes Mal anders. Echt lecker!“
„Und was ist ‚Grüngel‘?“, fragte ich verblüfft, denn davon hatte ich nie gehört. Mehr…
Transparenz bei der Online-Bewertung
Transparenz ist was Tolles. Was geschieht, ist klar ersichtlich, Mauscheleien wird der Riegel vorgeschoben. So haben wir den Begriff Transparenz kennen und schätzen gelernt.
Bewertungen, die man in digitaler Form vornimmt – meist, indem man Sternchen verteilt – sollen für Transparenz sorgen. Kunden bewerten den Anbieter, damit andere Kunden sich im Vorfeld informieren und vergleichen können.
Ich habe Transparenz im Internet in einer für mich neuen Form erlebt. Mehr…
Tuckernd in die Zukunft
Heute Nachmittag wurde in Lauenburg der Fahrgastbetrieb des autonom fahrenden Kleinbusses „TaBuLa“ aufgenommen. Die Abkürzung steht für „Testzentrum für automatisiert verkehrende Busse im Kreis Herzogtum Lauenburg“. Dass es sich um Testbetrieb handelt, merkt man schnell: Der putzig daherkommende Kleinbus fährt noch etwas stotternd, tuckernd in die Zukunft.
Rhetorik zum Tag der Einheit
Es ist ein alter rhetorischer Trick. Man antwortet auf eine Frage, die gar nicht gestellt wurde, und lässt die tatsächlich formulierte Frage links liegen.
Die Formulierung ‚links liegen lassen’ ist in diesem Fall unfreiwillig passend, denn es geht um den Landesvorstand der Nord-AfD. Der hat im Zusammenhang mit dem Parteiausschluss seiner Ex-Vorsitzenden bekannter Maßen eine so deutlich rechte Haltung eingenommen, dass selbst der AfD-Bundesvorstand dagegen fortschrittlich wirkt. Mehr…
Karla Letterman der Randale überführt!
Es lässt sich nun nicht mehr leugnen. Seit Montag, 30.9., ist es offiziell: Karla Letterman macht Randale. Zum Glück, ohne materiellen Schaden anzurichten. Allerdings lässt sie Licht schmelzen… Mehr…
Lichtfest nach Himmelsart
Manchmal besteht der einzige Energieaufwand, den man aufwenden muss, darin, sich selbst in Gang zu bringen. Auf dem Grat zwischen Spätsommer und Herbst lädt Petrus zum Lichtfest nach Himmelsart. Man muss einfach nur: hingehen!
Spinnerei von der Zucker-Spinne
Es war einmal eine Spinne, die lebte im Konferenzraum einer großen Firma. Dort fanden oft Treffen und Vorträge statt, und die Spinne hockte in der dunklen Ecke unterm Fensterbrett und lauschte. Sobald sich eine Konferenz ohne Frauen abspielte, redeten die Männer ein bisschen über Berufliches und viel über das weibliche Geschlecht.
Wenn die Männer eine Frau anhimmelten, sprachen sie von der Zuckerschnitte. Wenn sie eine Frau süß fanden, war sie das Zuckermäulchen. Auch von Zuckerstück und Zuckerschnute redeten sie.
Schreiben: zustande bringen oder um Sätze ringen?
„Jetzt schreibt er auch noch“, steht über den Politiker Wolfgang Kubicki in der Zeitung, dessen Name neuerdings ein Buch ziert. Ja, ist das so? Und wenn ja, warum? „Ist ja irgendwie in Mode gekommen, ein Buch zu schreiben“, wird Kubicki zitiert. Soweit also ist es mit dem Schreiben gekommen…
Man macht das irgendwie, weil alle Welt es tut.
Ich bastle mir ein Paradies
Wer einen schönen Garten gehabt hat und plötzlich darauf verzichten muss, braucht womöglich Zeit, um sich an den verringerten Auslauf zu gewöhnen. Doch wie für viele Alltagslagen gibt es auch hierfür einen Karla-Letterman-Tipp: Man bastele sich ein Paradies!
Und das geht so. Man nehme einen Balkon… Mehr…
Der Boater zum Badedress
Habe ich erst gestern Vormittag über die Vielfalt an Strohhüten philosophiert, begegnete mir gleich am Abend ein bislang unerwähntes Exemplar. Während der Lübecker Museumsnacht zeigten Models nämlich historische Badekostüme, sehr neckisch gestreift übrigens.
Die Damen wiegten sich kokett im gerüschten Anzug, den Herren verging auch im aufgehübschten Kartoffelsack das Lächeln nicht. Mehr…
Strohhüte – nicht nur für südfranzösische Weinbauern!

Strand-Strohhut, Foto: Gerhard Gellinger, Pixabay
Die meisten denken bei Strohhüten wahrscheinlich an Strandspaziergänge und Sommerurlaub. Passt ja! Die Hüte schützen das Gesicht vor der Sonne und sind gleichzeitig so leicht, dass man nicht zusätzlich schwitzt.
Wenn ich „Strohhut“ höre, denke ich unweigerlich an südfranzösische Weinbauern. Ich sehe sie mit prüfendem Blick durch die Reihen der Rebstöcke laufen, die Augen von der Krempe beschattet. Mehr…
Die Faszination alter Technik

Bahnhof und Stellwerk Gittelde
Immer wenn ich mit der Bahn durch Gittelde fahre, wünsche ich mir, einen Blick in das Bahnstellwerk auf die alte Technik werfen zu können.
Noch erfolgt nämlich die Stellung von Fahrwegelementen, Weichen, Gleissperren und Signalen mechanisch. Noch ist das Stellwerk in dem kleinen Ort am Harzrand bemannt. Noch kurbelt der Fahrdienstleiter die Schranken an den Bahnübergängen händisch nach unten und zurück nach oben. Mehr…
Der lange Weg zur Lesung
Freitag, ein Tag Urlaub vom Brotjob; der Plan: Fahrt nach Duderstadt zur Lesung. Vorher: Treffen mit Claudia Nachtwey, Blick hinter die Kulissen ihres tollen neuen Eichsfeld-Blogs, ein Käffchen zur Stärkung, dann gemütlich zum Alten Rathaus. Die Fahrt mit der Bahn war lange vorher gebucht – nur zweimal umsteigen, alles kein Problem. Mehr…
Düstere Blüten
Wendet man den Blick nach rechts, tummeln sich dort neuerdings wieder erschreckend viele Gestalten. Ließen sich vor 30 Jahren vielleicht ein paar Jungs mit kurzgeschorenen Haaren und leicht deutbaren Klamotten-Labels blicken und versperrten fast die Sicht auf vorsichtig an die Wand gedrückte Vertriebenenfunktionäre und klammheimliche Sympathisanten vom Rand des Bürgertums, treibt das, was in unserer Gesellschaft lange als das Ewiggestrige galt, heute mannigfaltig düstere Blüten. Mehr…
Die prachtvollen Stockrosen
Jeden Sommer sehen sie unterschiedlich aus: die prachtvollen Stockrosen-Rabatten vor den Gartenzäunen. Die Pflanzen, zweijährig, säen sich selbst aus, wenn man sie nicht herunterschneidet. Deshalb bleibt die Farbmischung ein wenig dem Zufall überlassen.
Ich erinnere mich noch genau, wann sie mir zum ersten Mal aufgefallen sind: das war 1993 in Gdansk. Ich konnte mich nicht sattsehen an dem bunten Schmuck, der jedes noch so graue Haus in eine fröhliche Sommerresidenz verwandelte.
Ergriffenheit in Zeiten der Avatare
Nie war es so einfach wie heute, sich Vergnügen im Sinne von Ablenkung zu verschaffen. Streaming-Dienste, Playstations und Computerspiele sind für viele Menschen zugänglich und werden von vielen genutzt. Doch was bewegt User über das reine Beschäftigtsein hinaus? Wie sieht es mit ihren Gefühlen aus? Anders gefragt: Schafft man durch Shows und Videos Ergriffenheit in Zeiten der Avatare?
Der bunte Angeberhimmel bei Gewitter

Wenn sich ein Gewitter zusammenbraut, zeigt Petrus, was er kann.
Doch selten sah ich ihn derart tief in die Farbkiste greifen. Es war äußerst sehenswert, wie heute, am 31. Juli 2019, ein abendliches Gewitter über Lübeck aufzog und sich die Wolken dann abregneten.
Eine Kunsttankstelle beim Holstentor
Eine Tankstelle der besonderen Art findet man ganz in der Nähe des Lübecker Holstentors. Der Verein Defacto Art betreibt dort die Kunsttankstelle.
Wo früher Autos versorgt wurden, stellen Künstler*innen jetzt Skulpturen und Bilder aus. In den ehemaligen Garagen sind kleine Ateliers und Lagerräume untergebracht, und eine helle Halle bietet Platz für Vernissagen, Lesungen und Feiern.
„Wenn die Reisebusse in der Wallstraße parken, zücken die Touristen als erstes ihre Handys und machen ein Foto von unserem Schutzengel“, erzählt Peter Fischer, der Vorsitzende von Defacto Art.
180. Badejubiläum in Bad Lauterberg

Badekur mit Kaltwasserguss
Ende Juli 1839 führte Dr. med. Ernst Heinrich Benjamin Ritscher im damaligen Flecken Lauterberg, idyllisch am Rande des Südharzes gelegen, die Kaltwasserkur ein. Dies nimmt das heutige Städtchen Bad Lauterberg alle 25 Jahre zum Anlass, das so genannte Badejubiläum zu begehen. Vor fünf Jahren fand die Jubelfeier zum 175. Jahrestag statt. Warum nicht stilvoll mit einem Gläschen aus der Bergquelle zum 180-jährigen Jubiläum anstoßen? Mehr…
Überwachungstechnik im Auto

Generalbeobachtung für Autofahrer*innen?
„Telematik-Tarif“ nennen Versicherer das Angebot, Autofahrer*innen, die ihren Fahrstil überwachen lassen, einen Rabatt einzuräumen. Das klingt nett, wie etwa der „Mondscheintarif“, den es früher beim Telefonieren gab. Und als wäre es eine Nettigkeit, reagieren auch manche Medien. „Versicherungen belohnen umsichtige Autofahrer“ titelten etwa die Lübecker Nachrichten am 17. Mai. Dabei geht es um nichts weniger als Überwachungstechnik im Auto.
Ein Badeteich inmitten der Stadt
Als ich es das erste Mal sah, war ich sicher, etwas falsch verstanden zu haben. Da hatte ich auf einem Schild an einer Mauer dieser Straße inmitten der Lübecker Innenstadt tatsächlich ‚Altstadtbad’ gelesen. Was war das: optische Täuschung? Selektive Wahrnehmung? Tagtraum? Ein Badeteich inmitten der Altstadt – das kann nicht sein. Dachte ich.
Hilfe für Flaschenblumen in Kübel & Kasten
Der Klügere kippt nach, wenn man Pumpenfürst Thomas B. aus Hamburg glauben kann. Diese Feststellung sollte man zur Sommerzeit nicht nur auf die eigenen Sektgläser und Bierhumpen beziehen. Auch unsere blatttreibenden Mitbürger*innen verspüren bei hohen Temperaturen Durst! Es gibt, so sagt man, nicht nur Flaschenkinder, sondern auch Flaschenblumen.
Die Waldeidechse ist eine Sonnenanbeterin
Bei freundlichem Wetter hält sie sich gern auf freien Flächen auf: Die Waldeidechse ist eine Sonnenanbeterin. Mit ihrem hübschen Muster wäre es auch zu schade, wenn sie sich nur versteckte! In Norddeutschland heißt sie auch Mooreidechse, weil sie sich gern in sumpfigen Gebieten aufhält. Mehr…
Lost in space tabs: Hikikomori

Der Mensch beherrscht die Technik. Jedenfalls solange, bis sie ihn beherrscht. Ausgehend von der japanischen Hochleistungsgesellschaft, breitet sich in der schönen neuen Welt das Phänomen der Hikikomori aus: Menschen leben monate- oder jahrelang abgeschieden, verlassen ihr Zimmer so gut wie nie und kommunizieren mit der Außenwelt nur über Internet-Portale. Sie sind lost in space tabs, könnte man sagen. Mehr…
Poetry im Schatten des Wahnsinns

Skulptur von Jörg Spätig
Poetry-Slam-Contests leben davon, dass „das Publikum ausrastet“, wie selbst der tiefenentspannte Tilo Strauss von Slam-A-Rama bei seiner Anmoderation fordert. Für Länderausscheidungs-Wettbewerbe gilt das ganz besonders. „Klatscht, stampft, kreischt, zündet die Bilder an, wenn euch ein Beitrag so richtig berührt!“, schickt Tilo sich an, die Menge aufzupeitschen. Er ist nicht der einzige, der sich am Übertreten von Markierungslinien versucht. Tom Toxic findet aufwühlende Worte, um eine Depression zu beschreiben. Hannes Maasz erzählt vom ganz normalen Alltags-Irrsinn eines abgelegenen Dorfes, und Carina Hansen erklärt, „Selbstwert ist etwas Hauchzartes“. Slam Poetry im Schatten des Wahnsinns – die Kunsttankstelle ist der passenden Rahmen für dieses Halbfinale!
Die denkwürdige Fahrt des ME 82126 am 2.6.2019

Bienenbüttel: schönster Ort der Welt!
Von Bienenbüttel wusste ich bisher nichts, außer dass Einheimische manchmal das Synonym Immensack verwenden. Huiuiui, haha. Nie wäre ich auf die Idee gekommen, dass Bienenbüttel für mich und 500 andere einmal der schönste Ort der Welt sein könnte. Bis gestern. Bis zur denkwürdigen Reise im Metronom ME 82126 am 2.6.2019, heißem Sonntag nach einem Brückentag.
Der perfekte Platz für Inspiration
Im nördlichen Arm Deutschlands, 25 Kilometer von der Küste entfernt und nur 45 Autominuten vor Dänemark, gibt es einen perfekten Platz für Künstler*innen. In Rendsburg liegt ein Garten, so verwunschen und weltoffen zugleich, dass er der perfekte Platz für Inspiration ist.
Faszinierende Fascinators, Frau Lux!
In der Fleischhauerstraße in Lübecks Altstadt kann man eine Frau treffen, die weiß, wie man fasziniert! Wenn ich durch die Straße radle, stoppe ich gern vor ihrem Atelier im Laden „Blume und Hut“ und werfe einen Blick hinein, gespannt, was sie sich Neues ausgedacht hat. Katja Lux fertigt Fascinators.
Ein genial-aberwitziger Abend
„Ich habe im Fünfsternehotel übernachtet.“ – „Na und? Ich habe mich auf der Bühne der Musikhochschule in eine Decke gekuschelt und drei Professoren für mich spielen lassen.“
Was wie größenwahnsinnige Aufschneiderei klingt, war bis kurz vor dem Morgengrauen in Lübeck Realität. Denn beim Nachtkonzert Durch die Dunkelheit zum Licht wurde das Publikum ausdrücklich eingeladen, es sich auf vorbereiteten Lagern bequem zu machen. Ein genial-aberwitziger Abend.
Fifty Shades of White
Schneeweiß, perlweiß, altweiß, schmutzigweiß, zahnweiß, kalkweiß, barytweiß, wolkenweiß, cremeweiß, alabasterweiß… undsoweiter, undsoweißer.
Auch wenn Weiß keine Farbe ist, so gibt es davon so viele Schattierungen, dass man mit etwas Fantasie sicher auf fifty shades of white kommt.


