Jeden Sommer sehen sie unterschiedlich aus: die prachtvollen Stockrosen-Rabatten vor den Gartenzäunen. Die Pflanzen, zweijährig, säen sich selbst aus, wenn man sie nicht herunterschneidet. Deshalb bleibt die Farbmischung ein wenig dem Zufall überlassen.
Ich erinnere mich noch genau, wann sie mir zum ersten Mal aufgefallen sind: das war 1993 in Gdansk. Ich konnte mich nicht sattsehen an dem bunten Schmuck, der jedes noch so graue Haus in eine fröhliche Sommerresidenz verwandelte.
Seitdem begegnen sie mir jedes Jahr, von Juli bis September. Die wunderschöne Blume wird auch als Stockmalve oder als Bauernrose bezeichnet. Sie blüht in den unterschiedlichsten Rosétönen, in Weiß, Gelb, Violett und Rot, sogar in Schwarzrot. Letztere Art, die Schwarze Stockrose (Alcea rosea ‚Nigra‘) kann als Färbepflanze verwendet werden. Wolle wird je nach Temperatur und Menge der Blütenblätter blau bis grün. Außerdem werden Lebensmittel damit gefärbt.
Die Pflanze kann noch mehr. So gilt Stockrosen-Tee als entspannend, harntreibend und entzündungslindernd. Die Blüten versorgen Insekten mit Pollen. Und – nicht ganz unwichtig – die prachtvollen Stockrosen sorgen bei den meisten Menschen für gute Laune.
Doch keine Regel ohne Ausnahme! In seinem Märchen Das Gänseblümchen bezeichnet Hans-Christian Andersen die „Bauernrosen“ als aufgeblasen. Der Karla-Letterman-Selbsttest jedoch ergab: An blühender Alcea Rosea vorbeigehen und sich ärgern funktioniert nicht. Der Test sei ausdrücklich zur Nachahmung empfohlen!
Fotos: Karla Letterman