Transparenz bei der Online-Bewertung

Sternchen in der Online-Bewertung Transparenz ist was Tolles. Was geschieht, ist klar ersichtlich, Mauscheleien wird der Riegel vorgeschoben. So haben wir den Begriff Transparenz kennen und schätzen gelernt.
Bewertungen, die man in digitaler Form vornimmt – meist, indem man Sternchen verteilt – sollen für Transparenz sorgen. Kunden bewerten den Anbieter, damit andere Kunden sich im Vorfeld informieren und vergleichen können.
Ich habe Transparenz im Internet in einer für mich neuen Form erlebt.

Eine Bewertung, die man via Internet vornimmt, kann potenzielle Kunden anlocken, abschrecken oder warnen. Sie kann dazu dienen, den Anbieter auf Schwachstellen aufmerksam zu machen. Das, wird uns versichert, sei ja schließlich wertvoll und im Dienste der Allgemeinheit.

Ich komme selten in die Verlegenheit, Sternchen verteilen zu sollen. Manchmal bewerte ich Anbieter online, die mich offline begeistert haben – wenn sie mich doch so lieb bitten…

Bewertung des hektischen Service

Frau mit Brille

Die Maklerin sah nicht 100 %ig so aus – aber der kühle Ausdruck ist gut getroffen (Andreas160578 bei Pixabay)

Eine Bewertung soll ehrlich sein, oder? Neulich forderte mich der elektronische Sekretär eines Immobilienportals auf, die Dienste eines Maklers zu beurteilen, die ich in Anspruch genommen hatte. „Ihre Bewertung ist transparent“, stand in der E-Mail; mein Name werde in der Veröffentlichung anonymisiert. Die Bewertung werde dem Makler mitgeteilt, damit er etwaige neue Erkenntnisse zur Verbesserung der Servicequalität nutzen könne. Gewissenhaft folgte ich der Bitte. Dann wurde es spannend.

Zum Hintergrund: Die Wohnungsbesichtigung war wie am Fließband gelaufen, einmal durchgehetzt, einen Blick in den Keller geworfen, auf Fragen gab’s nur floskelhafte Antworten, und als wir die Wohnung trotzdem haben wollten, war sie schon vergeben – unmittelbar nach unserer Besichtigung.

Ich gab der Maklerfirma aus Scharbeutz dennoch drei Sterne, denn das Exposé war ausführlich gewesen, die Terminvergabe professionell – und außerdem bin ich nett.

Ich hatte kaum auf „Absenden“ geklickt, da klingelte das Telefon.

Musterbeispiel an Transparenz

Die Makler-Mitarbeiterin hatte eine erfreuliche Nachricht für mich: Sie übernehme in den nächsten Tagen eine ähnliche Wohnung ins Angebot, ob ich mir denn die Lage auch vorstellen könne? Jaja, das passe ganz sicher zu unserem Profil. Doch – Momentchen – da komme gerade ihr Kollege zu ihr an den Schreibtisch: Könne das etwa sein, dass ich ihr eine schlechte Bewertung gegeben hätte? Sie lebe von Empfehlung, das verstehe ich doch sicher. Und natürlich würde sie es kooperativer finden, wenn ich ihrem Kollegen die Erlaubnis erteilen würde, diese Bewertung wieder zu löschen. Ach ja, kooperative Kunden hätten bei ihnen übrigens Vorrang bei den Besichtigungsterminen…

Maklerbewertung im InternetLiebes Immobilienportal xxx24 (von mir trickreich anonymisiert), ich möchte jetzt Dein Bewertungssystem einstufen, damit Du es verbessern kannst:

Es ist suboptimal im Ressourcenverbrauch, weil ineffizient. Mein Vorschlag: Gib bitte den Maklern Bewertungsbögen an die Hand, die die Interessenten gleich zu Beginn der Wohnungsbesichtigung ausfüllen. Das spart Telefonate, Botengänge an den Kolleginnenschreibtisch und ist… extrem transparent!

Über Karla Letterman

Krimiautorin und Kolumnistin aus Lübeck. Stammt aus dem Harz und hat in Göttingen und Hamburg gelebt.
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