Krimiautorin und Kolumnistin aus Lübeck. Stammt aus dem Harz und hat in Göttingen und Hamburg gelebt.

Unvorhersehbare Wechsel

Berglandschaft in NordschottlandDiese Landschaft in der schottischen Region Wester Ross ist ein Krimi an sich! Die Wolken verdüstern urplötzlich das Fleckchen, auf dem du stehst – nur um es im nächsten Moment wieder für die blendende Sonne freizugeben.
Die Wechsel sind schnell und unvorhersehbar – und das versetzt dich in Alarmstimmung. Wenn schon die Wolken soviel Wirbel machen: wer weiß, was noch gleich passiert?!

Gottverlassen?

Solltest du Hilfe brauchen, wirst du ein Problem kriegen. Denn diese Region ist so dünn besiedelt, dass auf 30 Schafe, die deinen Weg kreuzen, höchstens eine menschliche Seele kommt. Wer also würde bemerken, dass dir was passiert ist? Und wann?
Ist die Gegend gottverlassen? Keineswegs! Wer sonst würde für derart grandiose Natur sorgen? 😉

Deine Spuren im Sand…

Spuren im Sand, am Strand von Wenningstedt auf SyltDeine Spuren im Sand, die ich gestern noch fand… So beginnt der Refrain eines Songs von Howard Carpendale, der mir immer in den Kopf weht, wenn ich Fußspuren am Strand sehe.
Und sofort beginnt die große Fragerei, und zwar nicht als zaghaftes Wehen, sondern als Ansturm: Wer ging dort? Warum? Wohin? Und wie: schlendernd oder hastig?

Ohne Eile, und doch flüchtig

Wer Karl Mays Geschichten kennt, weiß – wie ich – nicht nur, wie man Pferde und Maultiere anhobbelt, sondern auch wie man Fährten liest. Wer diese Spuren am Strand von Wenningstedt hinterlassen hat, war nicht in Eile. Der Fußabdruck ist schön gleichmäßig ausgetreten.
Also winkt hier keine Kriminalgeschichte?
Vielleicht doch. Morgen sind die Spuren weg (s.o. Howard C.). Dann ist nicht mehr nachweisbar, dass jemand hier gegangen ist. Was, wenn dieser Jemand morgen verschwunden wäre?

 

Verwahrloste Gebäude

Fenster mit verschlissener GardineVerwahrloste Gebäude regen die Fantasie der Betrachter auf das Lebhafteste an. Warum wohnt dort niemand mehr – hat das Haus vielleicht eine schaurige Vergangenheit?
Wer mag dort gelebt haben? Ein zurückgezogener älterer Herr mit seinem psychopathischen Neffen? Wusste der alte Mann, was sein Mitbewohner trieb, wenn jener zuweilen abends zwischen zehn und halb zwölf unterwegs war?

Leer oder bewohnt?

Auch ein anderer Gedanke kann einem Schauer über den Rücken jagen: Ist das Haus womöglich noch bewohnt? Ist die Nachlässigkeit Absicht, um Verlassenheit zu signalisieren, um Fremde fernzuhalten? Wenn ja, warum? Wird dort eine Geisel versteckt?
Wo fand noch gleich der spektakuläre Bankraub statt: War das nicht in der Kreisstadt nur 20 Kilometer von hier?

Es schimmert undurchdringlich

Ein Bretterweg am Ufer führt zum Oderteich hin. Neben den Brettern ist es sumpfig.Undurchdringlichkeit ist eine Steilvorlage für Krimigefühle! Irgendwas ist unklar, im wahrsten Sinne des Wortes. Man blickt nicht durch. Etwas wird verborgen.

Undurchdringliches irritiert

Die Hochmoore im Oberharz sind ein hervorragendes Beispiel für dieses Gefühl. Wasser, hui, wie schön, eine Spiegelung – so lockt es.
Trete ich näher, bin ich irritiert: Das Wasser scheint nicht tief zu sein, dennoch kann ich nicht auf den Grund sehen. Ein blinder Spiegel.

Wenn etwas verborgen ist, muss umgehend mit den Ermittlungen begonnen werden. Um beim Wortspiel mit Wasser und Klarheit zu bleiben: Es muss aufgeklärt werden. Yippieh, Ermittlung, Krimi!

Trügerisch glatt

Ein Schiff startet im Hafen von Hörnum. Das Wasser erscheint trügerisch glatt.Obwohl das Schiff kein ganz kleines ist, sieht man erstaunlich wenig Wellenbewegung. So als wollte das Schiff verbergen, dass es gestartet ist. Doch was denke ich, wenn ich so etwas sehe? Das Wasser ist geradezu trügerisch glatt!

Gesuchte Passagiere an Bord?

Man soll sich in Sicherheit wiegen – „ach, nur so ein kleines Boot, das muss man ja nicht weiter beachten“. Von wegen!
In dieser Situation zwickt einen der kriminalistische Spürsinn: Pass auf! An Bord befinden sich womöglich lange gesuchte Terroristen. Oder Drogendealer. Der Himmel braut ja schon die dicken Wolken zusammen, er ist nicht einverstanden. Die Frage ist, warum die See noch mitspielt und das Wasser so trügerisch glatt macht.

Wurzelgewirr

An der Seite eines Wanderweges steht ein Baum mit Wurzelgewirr. Man kann das nicht übersehen.Dieser Wanderweg wirkt auf den ersten Blick freundlich. Das hellgrüne Blätterdach des Buchenwaldes scheint einen willkommen zu heißen. Doch dann dieses Wurzelgewirr.

Mystisch und wild

Wer ein wenig Fantasie hat, sieht ein Geschöpf, das mit unzähligen Fingern nach einem greift. Ist Hilfe in Sicht? Nein, denn es handelt sich um einen Wanderweg, auf dem man in Ruhe die Natur genießen kann…
Der Harz lebt von seinem mystischen Ruf. Nicht ohne Grund ranken sich viele Sagen um das wilde Gebirge. Wer möchte, findet Harzsagen auch im Internet.

Achtung Lebensgefahr!

Ein Schild mit der Warnung "Lebensgefahr" steht an einem Standabschnitt in Bliesdorf an der OstseeEin Schild mit dem Hinweis „Achtung Lebensgefahr!“ macht sofort klar, dass es gewagt wäre, hier weiterzugehen.
Die Spannung dieses Bildes besteht darin, dass es zwei Menschen gibt, die das ignorieren. Die gehen in den gefährlichen Bereich. Sie schlagen die Warnung offenbar in den Wind.

Lebensmüde oder waghalsig?

Sind die beiden womöglich lebensmüde? Oder reizt sie die Gefahr? Was, wenn sie den deutschen Text nicht verstehen? Womöglich halten sie „Achtung Lebensgefahr“ für den Hinweis auf ein Naturschutzgebiet.

Verlassener Kiosk

Ein verlassener Kiosk mit geschlossenen Fensterläden auf dem stillgelegten Bahngleis in Travemünde am Hafenbahnhof

Ein verlassener Kiosk auf einem stillgelegten Bahngleis. Da habe ich sofort die Assoziation: gutes Versteck!
Ich will nicht in Richtung Psycho-Krimi denken und behaupten, dort könnte ein Mensch gefangen sein. Das wäre wohl selbst auf diesem verlassenen Gleis zu gefährlich – denn auf dem Nachbargleis verkehren regelmäßig Züge.

Drogen oder Briefe

Doch wieso den Kisok nicht als Drogenversteck nutzen? Oder als toten Briefkasten?
Die Vorstellung, dass nach Einbruch der Dämmerung zwei Gestalten mit hochgeschlagenem Mantelkragen herumhuschen, fällt mir nicht schwer. Mit wenigen, geübten Griffen öffnen sie das verrostete Türschloss.
Und dann: erschrecken sie fürchterlich! Sie werden von einem grellen Blitz geblendet. Kommissar Kamera war schneller!

Blick ins Ungewisse

Drei Silhouetten am Stand von Rantum vor hellem HimmelEin Bild wie dieses erzeugt sofort Fragezeichen über Fragezeichen.
Wohin führt der Weg? Woher kommen diese Gestalten? Was machen die bei dem Wetter draußen, wo doch augenscheinlich niemand sonst seinen Hund vor die Tür jagt?

Ohne Halt ins Jenseits

Weil Meer und Himmel ineinander übergehen, entsteht große Ungewissheit. Wo beginnt das Jenseits? Führt der nächste Schritt in den Abgrund?
Um sich sicher zu fühlen, braucht man eine Begrenzung, einen Halt. Den findet mein Auge in diesem Bild nicht. Deshalb kommen die drei Gestalten womöglich direkt aus dem Nirwana – wie unheimlich!

299 hochmotivierte Teamplayer, flexibel und belastbar

Vor ein paar Tagen erklärte mir ein Referent bei der Jobbörse, wie Konzerne eingehende Bewerbungen sieben: sie setzen ihre Standardsoftware auf die Suche nach Schlüsselworten an. Wer weniger als – sagen wir – zwei Drittel der als relevant eingestuften Chiffren in seinen Texten untergebracht hat, fällt sofort durchs Raster. Da guckt kein Mensch mehr hin. Mehr…

Proletarier, frühmorgens

Als geborene Spätaufsteherin (gefühltes Sternzeichen: Eule) sind mir Menschen unheimlich, die ein Ereignis wie „sechs Uhr morgens“ aus eigener Anschauung kennen. Wie muss es sich anfühlen, so frage ich mich unter leichtem Gruseln, im Dunklen einen Weg hin zu Fahrrad, Auto oder Bus zu bestreiten? Pflegen da nicht, auf Opfer lauernd, Unholde im Gebüsch zu hocken? Mehr…

Karneval im Trio

Heute Morgen in der Bahn hockten die üblichen Pendler. Schüler, Handwerker, Angestellte. Darunter eine Menge Pinguine, wie meine Freundin Yvonne die Business-People, die was auf sich halten in ihrer schwarz-weißen Aufmachung, gern nennt. Normalerweise langweilen die mich zu Tode mit ihrem wichtigen Telefongeplapper und ödem Handy-Gedaddel. Mehr…

Klischees unter sich

Als ich letzte Woche im Hamburger Hauptbahnhof auf den Zug wartete, fiel mein Blick auf den Metallpfosten neben mir. „Why don’t germans smile?“ hatte jemand eingeritzt.

Sofort spürte ich die Power der Suggestivfrage: prüfte mein Gewissen, ob ich etwa auf Grund von Mundwinkelfaulheit meinen Mitmenschen die Laune vermieste. Scheu blickte ich an allen Vorübergehenden vorbei – sicher ist sicher! – auf dass ich sie nicht infizierte. Mehr…