Wie muss ein Schatten sein?

3 Schatten vor gelber WandAlle drei – Leon, Marvin und plötzlich auch Bingo – waren für Skibrillen. „Da erkennt man das Gesicht nicht“, meinte Leon. Ich musste mich echt aufregen! „Biste bekloppt, Alter?“, fragte ich, meinte aber die anderen beiden auch. „Damit fällste doch total auf! Ein Schatten muss aber ganz unauffällig sein!“ – „Quatsch! Ein Schatten muss cool sein!“ Das kam von Bingo. Wahrscheinlich hofft er, beim Beschatten der Block-Omas ganz zufällig Sophie über den Weg zu laufen. Marvin sagte lieber nichts, das war auch besser für ihn. Ich musste mich schon wieder breitbeinig aufpflanzen, natürlich stellte ich mich nicht grad neben Leon.

„Wem sein Vater ist Polizist, hä?“, fragte ich und guckte gefährlich. „Na, deiner jedenfalls nicht. Du laberst doch dauernd davon, dass Larissa dich nicht verarschen kann, weil du genau weißt, dass dein Papa Hennes oder so heißt.“ Das war wieder Leon. „Dennis“, verbesserte ich, und dann legte ich richtig los. „Geht nicht darum ob das mein Erzeuger ist oder nicht. Mein Alopa ist jedenfalls Kriminalkommissar, und der weiß ja wohl besser Bescheid als eure komischen geliehenen Kinohelden oder so!!!“

Ohne Skibrille unauffällig?

Das mit dem Erzeuger habe ich von Larissa aufgeschnappt, als sie das zu ihrer Freundin Monika gesagt hat. Und das mit den geliehenen Helden oder so ähnlich hat mal meine Oma Marion gekreischt, als sie auf Larissa böse war. Da ging’s irgendwie um die Welt und die Umwelt und Vorbilder.

Leon guckte stur. „Du musst ja keine Brille aufsetzen, wenn du nicht willst. Aber ich mach das wieder so, wie gestern Abend, als ich die Heulsuse beschattet habe. Die hat mich nicht bemerkt. Und was war mit der bunten Oma? Der bist du voll in die Arme gelaufen. Ohne Brille. Total unauffällig, hehe.“


Foto: LoggaWiggler/Pixaby

Über Karla Letterman

Krimiautorin und Kolumnistin aus Lübeck. Stammt aus dem Harz und hat in Göttingen und Hamburg gelebt.
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