Als Larissa gestern mit mir Alopa von der Arbeit abgeholt hat, sind wir vorher noch schnell zur Hubertus-Apotheke gefahren, weil die auf dem Weg liegt, Hustentropfen für Oma Hilde holen, hat Mama ihr versprochen, weil Marion nicht dazu kommt. Wahrscheinlich muss die wieder zu ihrer Haarkünstlerin, noch eine Deko aufs Nest bauen, wie wär’s mal mit nem Insektenhotel?
Kenn ich nich!
Wen trafen wir? Oma Opitz, die hatte einen dunkellila Lippenstift drauf, bisschen wie ein Zombi. Ich wollte mich trotzdem gerade freuen, da faucht sie mich an. „Was du mit Herrn Heitermann gemacht hast, war nicht richtig, Igor!“ Ich kenne nur Frau Heitermann, unsere Lehrerin, und dachte, die bunte Oma wollte mich reinlegen. Oder testen. „Ich kenne den Mann von Britta nicht“, sage ich also. Da gucken alle ganz entgeistert, Frau Opitz, Mama und sogar der Apotheker, obwohl der nun wirklich nicht wissen kann, worum es ging.
Die bunte Oma wurde richtig streng. „Du kennst ihn nicht? Danach sah das aber nicht aus, als du ihn angerempelt hast. Im Schwimmbad.“ Natürlich klickerte es da sofort. „Ach, Sie meinen den alten Heinrich!“ Gleichzeitig musste ich mich schütteln, weil mir die ganzen Schrumpelhäute wieder einfielen. „Also, das gibt’s doch wohl nicht. So’n Kerlchen wie du kann doch nicht alle Welt duzen!“ Die Oma regte sich richtig auf, sie redete sich in Garage oder so, wie Alopa immer sagt. Dann guckte sie auch noch Larissa streng an und meinte, sie sollte auch mal was sagen.
Nicht ihr Revier!
Das würde mir zu blöd. „Was machen Sie überhaupt in dieser Apotheke? Die Schlaftabletten jetzt heimlich kaufen? Ist doch gar nicht Ihr Revier hier!“ Das hatte sie selbst so gesagt, als ich noch mit ihr einkaufen musste, ihr Revier sei die Obere Hauptstraße, alles andere wäre ihr zu weit.
Da wurde sie rot. Sah zu dem Lippenstift besser aus, ehrlich gesagt. Dann ging sie einfach. Jetzt guckte Larissa mich streng an. „Das erklärst du mir nachher!“, schnauzte sie mich an. Schon klar. Ich lass mir trotzdem nix mehr gefallen!