Topf, Kopf, Beine, Kiwi

Anfangs häkelt man einen kleinen TopfWährend des Lockdowns entdeckte ich meine Häkelleidenschaft wieder und fertigte diverse Kappen. Danach begann ich mit Amigurumi-Projekten wie Marienkäfern, Schwänen und Erpeln. Jetzt wollte ich einen richtig verrückten Vogel entstehen lassen und fand auch eine entsprechende Anleitung. Ich nenne die Schritte: Topf, Kopf, Beine, Kiwi …

Wie üblich beim Amigurumi-Häkeln beginnt man mit einem Kreis, den man um Seitenwände ergänzt. Dieser Zwischenschritt läuft bei mir unter der Bezeichnung Topf. Schließlich nimmt man kontinuierlich Maschen ab, bis man bei der Halsöffnung angelangt ist. Wieder zunehmend, häkelt man Brust und Rumpf. Ausstopfen mit Bastelwatte, Bodennaht schließen – fertig ist der Körper des künftigen drolligen Vogels.

Topf, Kopf, Beine, Kiwi: so sehen die Einzelteile ausDa es ein Kiwi werden soll – das Nationalsymbol Neuseelands, das nach einer Maori-Legende dem Waldgott zuliebe aufs Fliegen verzichtete – häkeln sich die Flügel sehr schnell. Es sind nur Stummelflügel vonnöten. Eine weitere Besonderheit sind die Krallen: der Vogel verfügt nur über jeweils drei Zehen. Dafür trägt er einen ansehnlichen Schnabel spazieren, der nicht nur dem Picken dient. Im Stehen stützt sich der Kiwi manchmal darauf, um das Gleichgewicht zu halten.

Ohne Federn sieht der Kiwi nackt ausDas Abgefahrenste jedoch (was die Häkelanleitung betrifft) sind die dichten Federn. Sie bestehen aus Luftmaschen-Kettmaschen-Reihen, die nach dem Zusammennähen der Körperteile über Kopf und Rumpf verteilt werden. Ein Geduldsspiel, das viel Material erfordert: Für die Federn brauchte ich mehr als die doppelte Wollmenge wie für den Körper.

Der fertige Kiwi in seinem ZottelkleidEs war jedoch eine Riesengaudi, den Hippie-Vogel mit seiner Ganzkörperfrisur auszustatten! Und Arbeitsschritte dieser Art liebe ich überdies aus zwei Gründen. Zum einen kann man bei der Veränderung des Aussehens zuschauen. Zum anderen formen die Hände die Schlaufen bald ganz wie von selbst, und es entsteht eine beinah meditative Atmosphäre, in der sich hervorragend das nächste Schreibprojekt planen lässt.

Denn das ist meine Lehre aus dem Lockdown und seinen Nachwirkungen: Häkeln ist die Vorform des Schreibens 😉

Allen, die es ausprobieren möchten, lege ich folgendes Buch ans Herz:

Buchtipp

Kerry Lord:
Edwards freche Tierparade – Vögel
40 flatternde Häkelfreunde
F&W Media / frechverlag GmbH, Stuttgart 2016

Über Karla Letterman

Krimiautorin und Kolumnistin aus Lübeck. Stammt aus dem Harz und hat in Göttingen und Hamburg gelebt.
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