Da habe ich nun schon Masche an Masche an Masche gereiht, dass die Stricknadeln glühen – und doch ist das Ende nicht in Sicht. Dabei macht mir die Anleitung großen Spaß – es handelt sich um das „Hitchhiker“-Tuch von Strickdesignerin Martina Behm. Dabei entstehen alle paar Reihen neue, schicke Zacken, von denen ich mich an jedem einzelnen erfreue. Aber im Moment mangelt es mir ich einfach an Geduld. Ich will: zwei rechts, zwei links, zehn Reihen, basta!
Allerdings gibt es ein kleines Problem: Mit dieser Art Anleitung bringe ich nicht mal einen Puppenschal zustande.
Also bleibt mir wohl nichts anderes übrig als durchzuhalten und weiter Masche an Masche zu schlingen. Obwohl: Da wäre noch …
… dieser Text, der schon ziemlich weit gediehen ist. Und ich kenne mich doch ganz gut aus mit Prokrastinieren. Habe ich genug vom Schreiben, greife ich zur Wolle. Und umgekehrt. Also ab an den Schreibtisch, frischen Mutes das Laptop aufgeklappt, ein fröhliches Liedchen auf den Lippen …
Mühevolle Feinarbeit
Oh, da leuchtet mir aber viel Rot entgegen!
Öh – das hatte ich gar nicht auf dem Zettel. Es heißt also Korrekturen einarbeiten. Im Klartext: Ich muss an Formulierungen feilen, Synonyme finden, Satzmelodien neu komponieren.
Statt also mit fliegenden Fingern Letter an Letter reihen und somit Seite nach Seite füllen zu können, wonach mir der Sinn steht, erwartet mich hier mühevolle Feinarbeit. Auch dabei ist jede Menge Geduld gefragt. Darüberhinaus Hartnäckigkeit, Gewissenhaftigkeit, Genauigkeit … oje, meine Motivation kommt mir gerade schneller abhanden als ich den Inhalt des Textes erfassen kann. Und so muss ich mir eingestehen: Ich befinde mich ausnahmsweise in einer Lage, in der mir weder schreiben noch handarbeiten Spaß macht.
Aber es gibt ja noch den Krähenteich mit seinem wundervollen Altstadtbad! Ein Traum inmitten der Stadt. Ich packe schneller als der Blitz meine sieben Sachen zusammen und radle hin. Basta!
Fotos: Karla Letterman
