Mein erster Lübeck-Krimi entsteht! Dabei stelle ich gerade fest, wie man auf der Suche nach Schauplätzen die Stadt entdeckt. Damit meine ich nicht etwa Touristen-Hotspots wie Holstentor, historische Höfe und Gänge oder Marzipanmanufakturen, sondern normale, unspektakuläre Gegenden. Denn auch dort kann es Spannendes festzustellen geben …
Für die Handlung brauche ich eine ganz alltägliche Wohnstraße, möglichst etwas länger und mit viel Grün. Denn zum einen muss die Nachbarschaft Grund haben, sich im Garten zu betätigen, und zum anderen soll es genügend Parkplätze geben. In dieser Straße wird sich ein Drama ereignen, und die Geschichte wird mit dem theatralischen Auftritt einer temperamentvollen Frau beginnen.
Unterwegs durch die verschiedenen Stadtteile, fand ich in Lübeck-St. Gertrud genau die Straße, die mir vorschwebte: den Forstmeisterweg. Er beginnt an einer vielbefahrenen Kreuzung auf dem Sandberg und führt über anderthalb Kilometer bis hin zum Schellbruch, wo ein Naturschutzgebiet beginnt.
Auf diesen anderthalb Kilometern bietet die Straße der Betrachterin ganz unterschiedliche Eindrücke. Vorn gibt es Mehrfamilien-, sogar ein paar wenige Hochhäuser, während der weitaus größte Teil der Straße von Einfamilienhäusern geprägt ist. Es gibt gepflegte traditionelle Vorgärten und Naturgärten, hübsch bepflanzte Natursteinmauern, dichte Lattenzäune und Blütenhecken.
Erfreut schoss ich einige Schnappschüsse, denn ich hatte mir vorgenommen, die Umgebung authentisch zu schildern.
Und da entdeckte ich einen kleinen Weg, etwas breiter als ein Durchgang. Er führt zur Parallelstraße. Ich knipste, schlenderte weiter, und da: noch ein Durchgang! Und noch einer! Jeder dieser Wege ist unspektakulär, oft von Hecken gesäumt, oft ungepflastert.
Ich war sofort hellauf begeistert, denn plötzlich sah ich es klar vor mir: Hier wird die temperamentvolle Drama-Frau scheinbar spurlos verschwinden! Mal sehen, was ihre Verfolgerin dennoch herausfindet …
Fotos: Karla Letterman
