Hilke Flebbe, die Inhaberin des Klassik-Altstadt-Hotels in Lübeck, hat es gern spannend. Deshalb liest sie nicht nur mit Vorliebe Krimis, sondern interviewt auch die Autor*innen, die sie geschrieben haben. Mona Luers von com:moveo Norddeutschland zeichnet die Interviews auf, die bei einem Walk zu den Schauplätzen der Handlung entstehen. Krimi-Talk vor Ort nennt sich das Format. Jetzt wurde ich interviewt!
Unser Spaziergang führte uns auf den Spuren von Polizeikommissar Peer Leichtfuß auch auf die nördliche „Walli“, die Wallhalbinsel mit neuem Yachthafen, historischen Lastkränen, alten Hafenschuppen und modernen MediaDocks. Eine spannende Location!
Dort findet man auch den Liegeplatz der „Lisa von Lübeck“, einem beeindruckenden Kraweel. Dies ist ein Schiffstyp aus der Hansezeit, der die kleineren Koggen ablöste. Peer findet am Bugspriet eine geheimnisvolle Botschaft, die eine atemlose Jagd nach einem Erpresser in Gang setzt. Wer hat die Eigentümerfamilie der Yacht „Felicitas“ so eingeschüchtert, dass sie nicht mit der Polizei reden wollen?
Die Geschichte namens Krawall am Kraweel ist im Erzählungsband „Von Lübeck bis Laboe“ erschienen, über den Hilke und ich viel geredet haben, während Mona unsere Wege filmte.
Einblick in die Arbeit der Filmemacherin
Für mich war es unglaublich interessant zu erleben, wie oft man manche Szenen wiederholen muss, bis eine perfekte Sequenz entsteht. „Hintergrundgeräusche kann ich zwar herausfiltern“, erklärte mir Mona, „aber wenn ein Passant unglücklich durchs Bild läuft oder ihr plötzlich hochguckt und der Zuschauer nicht nachvollziehen kann, warum, dann muss ich die Szene noch mal drehen.“
Hotelchefin Hilke und ich gaben uns also Mühe, nicht den Fokus zu verlieren. Doch manchmal, wenn wir an einer hübschen Fassade oder einem liebevollen Blumenarrangement vorüberkamen, vergaßen wir unsere guten Vorsätze und drehten uns spontan danach um … So dauerte unser Krimi-Talk beinah drei Stunden. Dabei war von vornherein klar, dass das Video nur fünf bis zehn Minuten dauern sollte!
Allerdings wurde mir die Zeit kein bisschen lang. Das lag an der charmanten und wirklich interessierten Gesprächspartnerin, der engagierten (und manchmal strengen) Filmemacherin und an den Orten, die wir aufsuchten. Wir waren sogar im Gefängnis! Mehr wird im Film verraten. Was mich außerdem sehr begeisterte, war das Kraweel. Hilke hatte nämlich organisiert, dass wir an Bord gehen durften!
Und so zeigte man uns nicht nur eine Klappbank, in der man auch große Dinge verstauen kann … sich Näheres auszumalen, sei der Fantasie der Leser*innen überlassen.
Besatzungsmitglied Reinhard erklärte mir überdies, wie er ein Grummet, ein kurzes Ende aus Tauwerk, spleißt, um ein „Auge“ zu gewinnen, an dem er dicke Taue und Haken befestigen kann. So erhielt ich ganz nebenbei Einblick in die Arbeit von Taklern und Segelmachern. Und deshalb wurde ich fast ein wenig traurig, als dieser ereignisreiche Spaziergang zu Ende war …
Fotos: Karla Letterman