Verlassene Gebäude und Wohnwagen üben große Faszination aus. Manche nennen es „morbiden Charme“ und stellen zum Fotografieren ein hübsches Aktmodell davor, um den Kontrast zu betonen. (Höhö!)
Beim Sonntagsspaziergang knipst man derlei Motive gern, eine willkommene Abwechslung zu Mama im Pelzmantel vor Villa, vor Fernblick und neben Rosenbusch.
Man fragt sich unter angenehm grusligem Schauder: Wohnt da noch jemand?
Was, wenn ja? Soviel ist sicher: Wer so wohnt, ist nicht „in der Mitte der Gesellschaft angekommen“. So lebt man nur an deren Rand. Vielleicht jenseits von Gut und Böse?
Viele sagen, wer dort wohne, könne nur von allen guten Geistern verlassen sein, und meinen das als Vorwurf. Was jedoch, wenn es einen gibt, der keine Wahl hat? Verlassen wäre der sicherlich, gottverlassen. Allein auf weiter Flur – und gleichzeitig den Blicken der Wohlstandsgesellschaft ausgesetzt.
Düster, allein
Ließe ich es vor dem inneren Auge düster werden, könnte leicht einer, der da wohnt, seinen Basball-Schläger schnappen und herausspringen. Wehe dem Yuppie-Pärchen, das neugierig oder arglos seinen afghanischen Windhund just in dem Moment da vorbeiführt!
Könnten die Wagen nicht auch als Versteck dienen? Für Hehlerware, Drogen, Entführungsopfer? Kaum ist man beim Sonntagsspaziergang allein auf weiter Flur, kommen einem lauter schauderhafte Gedanken…
Foto: Karla Letterman