Knappe Knete oder Knotenzunge

Glassplitter auf dem GehwegMein Entspannungsspaziergang, den ich frohgemut antrat, währte nicht lange. Allzubald hörte ich es unter den Schuhen knirschen. Was für ein hässliches Geräusch!

Meine Laune besserte sich weder, als ich die Ursache entdeckte – Glassplitter – noch als es neben mir knackte. Da öffneten zwei junge Männer die nächsten Bierflaschen. Ob sie die Scherben zu verantworten hatten? Ich fragte sie nicht, denn ich wollte keinen Knatsch.

Nur wenige Schritte weiter knisterte es im Rinnstein. Jemand hatte Plastiktüten fallen lassen. Als ich mich bückte, um sie aufzuheben, knatterte dicht neben mir ein Mofa vorbei. Entspannung? Stille? Das konnte ich knicken!

Statt dessen begann ich mich mit dem Gegenteil zu befassen: mit Lautmalerei. Denn alle Geräusche, die mich geärgert hatten, gehören zu Worten, die mit ›kn‹ beginnen. Passenderweise knurrte gegenüber wie auf Knopfdruck ein Hund. Wenn es kommt, kommt es eben knüppeldick

Ich beschloss, meinen Spaziergang der ›kn‹-Forschung zu widmen. Und sofort hörte ich sie förmlich: die Knabberzeug knusperndem Knaben im Kino, die man am liebsten knebeln möchte. Oder mit der Knute auf den Knackarsch knüppeln, bis er blau oder besser noch knallbunt ist! Hätten sie doch knickerige Eltern und somit knappe Knete! Könnte man ihnen die Zunge knoten oder sie gleich in den Knast knallen! (Oder wenigstens mit einer Knarre am Kopf zwingen, statt Chips Knollenblätterpilze zu knibbeln.)

Nun gut, hinterher würde man knietief im Schlamm stecken oder müsste einen Knochenjob verrichten. Zu essen gäbe es nichts als trockenen Knust.

Knackwurst im WassertopfZum Glück kennt man Knigge und kapiert, wo der Knackpunkt liegt. Zwar muss man niemanden auf Knopfdruck knuddeln, aber man hat zu akzeptieren, dass Knirpse knitterfaltenfrei sein dürfen. Um nicht zu sehr daran zu knapsen, greife man zu einem Kniff: Man stelle sich knorke Knödel, serviert in der Kneipe, vor, dazu Korkenknallen hinter knarzenden Türen.

Über Knöllchen für Blechungetüme mit viel zu viel Knautschzone begann ich zu philosophieren, da knarzte mein Knie, als hätte ich einen zu tiefen Knicks gemacht. War das der Knorpel? Ich vergaß Knospe und Knutschfleck und knechtete nach Hause. Hier bin ich nun, knorrig und knurrig, und knote die Schnürsenkel auf.

Nachher soll es Knackwurst geben, dazu gebuttertes Knäcke. Ich glaube, ich werde kneifen.


Foto oben: Karla Letterman; Bild unten von kalhh auf Pixabay

Über Karla Letterman

Krimiautorin und Kolumnistin aus Lübeck. Stammt aus dem Harz und hat in Göttingen und Hamburg gelebt.
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