Geisterspiele, Geisterschiffe, Geisterbier

Dass Sportveranstalter unter leeren Rängen leiden, ist unter dem anschaulichen Begriff Geisterspiele bekannt geworden. Vorhin habe ich auf der Kanaltrave in Lübeck ein Geisterschiff entdeckt. Naja, fast, um der Wahrheit die Ehre zu geben. Der Ausflugsdampfer, der sonntags normalerweise voll besetzt mit johlenden und winkenden Touristen seine Runden um die Aktstadtinsel dreht, hatte nur wenige Versprengte an Bord.

Fast leeres Ausflusboot

Sie winkten auch nicht, sahen nicht einmal zu uns Spaziergängern herüber. Es wirkte fast, als würden sie sich schämen. Als wäre es ihnen peinlich, sich in Zeiten von Corona zu amüsieren.

Corona-KronkorkenIch hätte sie gern beruhigt, hätte ihnen gern zugewinkt und gerufen: „Genießt das Wetter und die schöne Kulisse!“ Ich hätte mich  sogar gefreut, wenn johlende Massen an Bord gewesen wären. Hätte mich vor allem für den Betreiber gefreut, genau wie ich jedem Restaurant und Café viele Gäste gönne. Denn wohin soll das führen mit all den Geisterbetrieben?

Bei jenem Spaziergang sah ich nicht nur den Geisterdampfer, der mir wie ein Symbol erschien. Als ich meinen Blick zu Boden wandte, fiel mir nämlich ein Kronkorken auf: „Corona Extra“.

Ach ja, in Zeiten vor Covid-19 dachte man sofort an die mexikanische Biermarke, wenn der Begriff Corona fiel. Das war dieses Sommerbier, das man mit Limettenvierteln anreicherte. Will das heute noch jemand wissen?


Fotos: Karla Letterman

Über Karla Letterman

Krimiautorin und Kolumnistin aus Lübeck. Stammt aus dem Harz und hat in Göttingen und Hamburg gelebt.
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