Die Farben dieses Novembers

Brücke übers Wasser kurz vor dem SonnenuntergangIch habe in meinem Leben noch keinen November erlebt (und erlebt habe ich schon einige, Seufzerchen…!), in dem es Farben gegeben hätte wie in diesem Jahr. Das Spektrum ist gedämpft, klar, die Kirschen hat der Sommer vernascht. Aber das Auswaschende, das sonst um diese Zeit des Jahres die Sättigung aus der Luft klaubt, verharrt noch hinter der Ecke. Eine gelassene Heiterkeit setzt sich durch und gibt frech den (Farb-) Ton an.

Spaziergang an der KanaltraveEs ist die Stimmung zwischen Lampionfest und Weihnachtsmarkt. Wer genau hinsieht, nimmt die gelb-goldenen Töne wahr, nicht mehr Oktober-Orange und noch nicht künstlich-kontrastreich wie im Advent.

Eine Verlängerung des Gute-Laune-Wetters, ohne das hektische Getue der Hochsommertage. Geschenkte Zeit. Zeit zum Fahrradfahren, zum Verharren unter Brücken, zum ungestörten Schiffegucken und zum Bewundern geheimnisvoll-gekräuselten Wassers.

Noch nie war ich im November so gern draußen. Die Apfelspälzchen-bei-Kerzenschein-Stunden können warten, den Glühwein hole ich mir im Dezember. Jetzt sehe ich staunend leichtbekleideten Joggern an der Kanaltrave hinterher und freue mich über buntbemützte Kleinkinder auf Spielplätzen.

Vorhin sah ich Ruderer. Und gelbes Laub an Bäumen. Da brauchte ich nicht viel Fantasie, um zu träumen, der Herbst hätte mich zu einem Seh-Fest eingeladen.

Kanaltrave mit BootStadtgraben im November

Über Karla Letterman

Krimiautorin und Kolumnistin aus Lübeck. Stammt aus dem Harz und hat in Göttingen und Hamburg gelebt.
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