Gleich zwei Besonderheiten vermelden die Lübecker Nachrichten in ihrem Artikel über eine hochrangige Veranstaltung. Der Deutsche Städtetag hat zum ersten Mal in Lübeck getagt. Und zweitens: Lübeck ist aktuell die Schnee-Hauptstadt Deutschlands! Das ließ sich anhand gewissenhafter Angaben der Stadtoberhäupter ganz einfach ermitteln. Und bevor ich, Krimi-Karla Letterman, mit kleinlicher Logik hinterfrage, welche Städte denn keinen Vertreter zu uns an die See entsandt haben (womöglich wegen heimischer Winterhemmnisse), bin ich einfach mit stolz und schwelge in der Vorstellung, ich – als Harzerin – könnte die weiße Pracht hierher gelockt haben.
Der hirnrissigste Vorstoß
Es wären, betrachte ich das lübsche Tagesgeschehen, noch mehr Superlative zu vergeben. Zum einen der an den hirnrissigsten Politikervorstoß seit langem: BfL-Vorsitzender Lothar Möller will die Fußgängerzone in der Breiten Straße deckeln lassen, es wäre dann die größte überdachte Flaniermeile Europas, prahlt er. A propos überdacht: ob er selbiges mal getan hat, zum Beispiel hinsichtlich der baldigen Kommunalwahl? Ob er meint, das billige Profiliergehabe nach Wegbeißen seines Fraktionsvorsitzenden vom vielversprechenden Listenplatz werde von der Wählerschaft nicht durchschaut? Oder ist er einfach nur zu lange bei -10 Grad durch die Breite Straße stolziert?
Die reifesten Zuschauer
Ebenfalls ein anerkennendes „Oh!“ konnte mir das Durchschnittsalter der Gäste einer Podiumsdiskussion entlocken. Sicher war dieser Superlativ das Ziel der Veranstaltung, denn ihr Thema lautete ‚Heimat‘. Zwar saß Möchtegern-Schönling Robert Habeck auf dem Podium – doch ich bin mir sicher, der war hinterlistig als Alibi-Youngster geladen. Nun schweigen sich die Veranstalter vornehm zum Durchschnittsalter aus. Doch die vier Zuschauer, die noch in der Lage waren, ihre Meinung druckreif zu äußern und damit bestimmt zu den fittesten gehörten, zählen 74, 76, 77 und 80 Lenze.
Wow – so viele Spitzenwerte an einem Tag! Ich gestehe: der mit dem Schnee ist mir am liebsten. Mag er auch ein wenig geschummelt sein, er bleibt der beste verfügbare Superlativ für heute. Und vielleicht – mit ein wenig Glück – schmilzt er nicht so schnell weg. Denn wer weiß, welche bahnbrechende Politikeridee es morgen zu vermelden gibt?
Foto: Thomas Schmitt-Schech