Ich hatte nicht gedacht dass es mit Alois noch schlimmer kommen könnte als damals mit der Einkauf-Strafe. Die war schon krass-fies-mega-ungerecht. Wenn die Block-Omas Mist bauen, sagt kein Mensch was. Aber wehe wir liegen mal ein mini-mini-bisschen daneben. Schon kracht’s!
Diesmal war es sogar omegamäßig unfair! Wir Buddys fühlen uns als Mitbürger verpflichtet und tun alles, um einen Mord zu verhindern. Dabei mag keiner von uns die Krähe. Erkennt man ja wohl schon am Spitznamen, oder? Außer man ist Polizist. Dann schnallt man wohl gar nix.
„Herr Heitermann hat sich über dich beschwert, Eagle-Eye.“ So fing Mamas Lover an. Ich werde ihr empfehlen, dass sie sich einen neuen Typen sucht, einen der weiß, was Gerechtigkeit ist. Ich jedenfalls schon am Tonfall gehört, dass er nichts Nettes sagen wollte, und auch weil er nicht „Igor“ zu mir gesagt hat, das hat er sonst in letzter Zeit immer gemacht. „Der alte Heinrich muss sich grade beschweren! Ich zeig den selber an!“, sagte ich und wollte mich anständig verteidigen. Doch ich durfte gar nicht erst ausreden. Alois wurde nämlich laut: „Du setzt ungeheuerliche Beschuldigungen in die Welt. Du kennst deine Grenzen nicht, hat er gesagt. Und vor ein paar Tagen hast du sogar Marvin auf dem Schulhof verprügelt. So stark, dass der zu Boden ging. Das hat Herr Heitermann sogar mit seinem Smartphone fotografiert und hat es mir vorgezeigt. Du bist ungezügelt und unberechenbar, meint er. Marvin zusammenschlagen, deinen besten Freund! Was hast du dir nur dabei gedacht, Himmiherrgottsakra nochmal?!“ – „Aber ich hab´ Marvin gar nicht…“ – „Hör gefälligst auf zu lügen! Marvin lag am Boden. Ich habe das Foto gesehen. Also?“ Ich hatte schon wieder einen Kloß im Hals. Ich wollte natürlich nicht, dass der fiese Kommissar das sieht. Deshalb konnte ich nur aufstehen und schnell rausrennen.
Wo soll ich hin?!
Vom Klo aus hörte ich, wie Mama nach Hause kam. Alois hat total auf sie eingeredet, sie kam gar nicht zu Wort, so wie ich davor. Deshalb dachte ich, sie ist bestimmt sauer auf ihn und hört mir mal zu. Doch was passiert? Sie gibt mir Stubenarrest und befiehlt, dass die Hauptstraße für mich erstmal tabu ist. „Und wo soll ich dann hin? Am besten ganz weit weg, was? Nach Göttingen oder Kuba vielleicht, oder wie? Dann bist du jetzt wohl genauso zu mir wie Oma Marion, was?“ Als ich das sagte, war plötzlich ein dicker heißer Felsbrocken in meiner Brust.
Ich glaube Larissa hat noch gesagt, jetzt wäre ich aber ungerecht oder so ähnlich. Ich hab’s aber nicht mehr gehört, hab nämlich meine Jacke geschnappt und bin geflüchtet. Dachte, vielleicht will wenigstens meine Uroma Hilde mich sehen. Wollte sie auch. Hat mir Marmeladenpfannkuchen gebraten und mir den Rücken gekrault. Dabei hat sie geseufzt und „ach, kleiner Adler“ gesagt. Das durfte sie auch, ausnahmsweise.
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