Vorgestern traf ich auf drei Herrschaften im grauen Business-Outfit, die mir merkwürdig bekannt vorkamen. Ich hatte sie jedoch noch nie gesehen. Sie wuselten geschäftig durch die Gegend. Ihre Gesichtsausdrücke waren emotionslos und undurchdringlich. Es sei denn, sie bemerkten, dass jemand sie ansah, dann schauten sie unverbindlich freundlich zurück. Sie schwiegen beharrlich.
Die grauen Herrschaften wirkten subtil. Man nahm sie eher nebenbei wahr, wenn sie einem den Weg wiesen, etwa. Ihre unterkühlte Art ließ einen unwillkürlich frösteln, ohne dass man gleich auf die Ursache kam. Doch richtete man sein Augenmerk auf sie, kam man nicht umhin, die gehetzten und verbissenen Mienen zu bemerken, mit denen sie sie sich an Uhrzeiger klammerten. Fühlten sie sich unbeobachtet, blickten sie giftig und neidisch auf das bunte Volk, das sich an der Performance „CiQles II“ erfreute.
Viel Sinnliches im Cirque-Nouveau-Stil
Ich hätte nicht gedacht, dass man die grauen Herren aus Michael Endes Roman „Momo“ so eindringlich darstellen kann! Im Theater noch dazu, wo kein computeranimiertes Verblassen oder ähnliche technische Mätzchen zur Verfügung stehen. Man muss diese unheimliche, diffus-unangenehme Atmosphäre schaffen.
Die Performance-Gruppe Grotest Maru, die bei dem aufregenden Stück „CirQles II“ mitwirkte, schuf diese eigentümliche Stimmung überzeugend.
Insgesamt gab es bei der Produktion des Lübecker Theaters Combinale wieder viel zu sehen, zu bestaunen – und mitunter auch zu rätseln. Das Stück widmete sich der Zeit. Philosophische Thesen blitzten auf, und im Cirque-Nouveau-Stil wurde jede Menge Sinnliches geboten, von Tanz über Jonglage bis zu Akrobatik und Musik. Die Aufführung hat mich beeindruckt und bereichert, wie schon „CirQles I„.
Fotos: Thomas Schmitt-Schech