Die Block-Omas

Mannokilometer! Die haben das Marvin und mir ganz schön übel genommen. Dabei haben wir nichts Schlimmeres gemacht als die Block-Omas selbst. Wollten wir auch gar nicht. Wir wollten denen nur mal zeigen, wie das ist, wenn man lahm gelegt wird. So wie die das neulich nämlich mit uns gemacht haben. Da mussten wir ganz schnell zum Bus rennen, weil wir doch zu Leons Konzert wollten und vorher ein bisschen zu lange Döner bei Marvins Papa gegessen hatten. Da haben wir noch mit Tayfun, also Marvins Papa, gestritten ob Gitarrespielen cool ist oder nicht, und wir fanden, geht so.
Natürlich wollten wir trotzdem zu Leons Konzert, denn er war doch so aufgeregt, und schließlich lässt man Freunde nicht hängen. Also ab Richtung KGS. Den Bus ab Postplatz nehmen. Denkste! Die Omas vom Altersheim (wenn ich Kompost sage, kriege ich lange keine Kartoffelpuffer mehr von Larissa) haben Marvin und mir den Weg blockiert wie eine Horde Elefanten. Sind auch grau. Und so was von lahm!

Rollis im Kreis

Leon war echt sauer, dass wir mitten in seinem Lieblingsstück in die Aula kamen. Hat sich total verspielt. Wir konnten natürlich nichts dafür dass die Tür nicht geölt war. Aber das Schlimmste war, dass Leon so traurig war, weil er dachte, er ist uns egal.
Als Marvin und ich dann merkten, dass die Block-Omas jeden Mittwochabend schwimmen gehen, war uns klar dass sie ihre Rollis abstellen müssen. Stehen bestimmt unten im Flur vom Vitamar, haben wir uns gedacht. Hatten natürlich Recht. Zufällig hatte ich was von Larissas Blumendraht dabei. Damit haben wir die schön im Kreis zusammen gebunden. Haben uns schon auf den Elefantenringelreihen gefreut! Blöderweise kam ein alter Mann die Treppe runter, ganz leise, darum haben wir ihn nicht gehört. Heinrich heißt er, den kennen hier alle. Der hat uns erwischt und sofort Alarm geschlagen. Klar rennen wir schneller als der. Aber nicht schneller als der Schwimmmeister. Das war Michael, bei dem wir das Schwimmabzeichen gemacht hatten. Peinlich!
Wir mussten uns bei den doofen Omas entschuldigen. Die haben immer nur ihre wackligen grauen Köpfe mit den Rosenkohllocken geschüttelt und uns angeguckt als wenn wir sie beklaut hätten oder sowas. Marvin wurde es zu blöd, deshalb hat er das mit der Blockade am Postplatz erzählt. Da hat die eine Oma, die mit dem knallroten Lippenstift, oberschlau gelacht und gemeint, dann müssten wir wohl unsere Hintern bisschen früher in Schwung bringen. Vielleicht wackelt sie deshalb selbst noch so viel mit dem Po. Das sieht vielleicht aus, so hinter dem Rollator! Wie ein Elefantenkuh die hinkt.
Für die Lippenstift-Blockoma wird uns bestimmt noch was einfallen, da könnte ich wetten. Natürlich dürfen Larissa und Alopa nichts davon mitkriegen. Alopa ist noch schlimmer als Mama. Der hat dafür gesorgt dass wir den Block-Omas zwei Wochen lang beim Einkaufen helfen müssen. Vielen Dank auch, die kaufen jeden Tag mehr ein als Larissa vor Weihnachten!

Über Karla Letterman

Krimiautorin und Kolumnistin aus Lübeck. Stammt aus dem Harz und hat in Göttingen und Hamburg gelebt.
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