Spiegelungen üben auf mich eine große Faszination aus. Sie sind ein spezieller Filter der Wirklichkeit. Sie vervielfältigen das abgebildete Objekt, können es aber auch weichzeichnen, verzerren, bewegen (ich denke an eine Wasserspiegelung). Wann immer sich ein See, ein Fenster oder eine glänzende Fläche vor einem interessanten Motiv auftut, kann ich nicht anders: Ich zücke mein Smartphone oder den Fotoapparat. Gestern knipste ich dabei zufällig eine Art Selfie-Suchbild.
Ich stand vor der Dodo-Gruppe des Künstlers Liu Ruowang auf der NordArt in Büdelsdorf. Die Modelle der ausgestorbenen Vögel wollte ich mir genauer ansehen, weil es einen Bezug zu seiner aktuellen Arbeit „Mr. Pinnochio“ gibt, in der es u.a. um Materialismus, bedenkenlosen Konsum und Maipulation geht.
Der Edelstahl spiegelte die Umgebung so schön, dass ich einfach nähertreten musste. Und siehe da: Ich selbst war plötzlich als Vexierbild in verschiedenen Varianten zu sehen. Und wieder einmal konnte ich nicht anders. Ich musste das knipsen!
Fotos: Karla Letterman