Was Rüpel tun müssen

Ein MeerschweinchenBingo hat’s auch böse erwischt. Er muss für den Rest des Jahres die Kaninchenställe allein sauber halten. Weiß gar nicht, ob Irena, seine Mutter, so streng gewesen wäre oder ob der fiese Einmischer-Polizist sie dazu gezwungen hat. Bestimmt hat er auch mit Marvins Eltern geredet, denn Marvin bekam auch Hauptstraßenverbot, obwohl er noch nicht mal was zu den Block-Omas gesagt hat.

Nur Leon hat Schwein gehabt, weil er nicht dabei war. Außer ihm darf nur noch Bingo in die Einkaufsstraße. Die beiden haben überlegt, ob sie Marvins und meine Schichten als Schatten noch mit übernehmen sollen. „Wozu?“, hab ich sie gefragt. „Warum wollt ihr noch wen beschatten, wenn ihr dann gar kein Verbrechen verhindern dürft? Ist doch volle Kanne sinnlos.“ Bingo meinte, „oder leere Kanne sinnvoll“, und da hatte Leon auch keine Lust mehr.

Alois, den ich bestimmt nie wieder Alopa nenne, hat sich ausgedacht, dass uns Ausflüge in den Harz gut tun würden. „Die Rüpel müssen sich austoben. Lassen wir sie rund um den Oderteich laufen!“, hat er am Telefon gesagt, und ich schätze mal, entweder Irena oder Tayfun waren am anderen Ende, ich konnte’s nicht verstehen, weil alles bisschen undeutlich ist, wenn man’s nur über das Heizungsrohr hört. Doch ich blieb lieber in meinem Zimmer statt runter ins Wohnzimmer zu gehen. Ist klar, oder? Dem Kommissar muss ich nicht so oft über den Weg laufen.

Ärger mit den Nagetieren

Weil ich einen Grund brauchte, oben zu bleiben, hab ich aus Versehen zu viel für Sachkunde gelernt. Mir war so langweilig. Plötzlich wusste ich übelst viel über Nagetiere, hab’s gar nicht gemerkt. Problem: als wir heute den Test zurück kriegen, habe ich eine Eins. Logisch, dass sowas nur Ärger gibt. Erstens: Sophie strahlt mich an. Sie ist ober-mega-tierlieb und kennt alle Fäkts über Hamster und über die restlichen Nager auch noch. Sie ist die einzige andere aus der Klasse, die auch eine Eins hat. Zweitens: Bingo ist sauer auf mich, weil Sophie mich anstrahlt und nicht ihn. Drittens: Frau Heitermann, unsere Klassenlehrerin, sagt zu mir „toll, Eagle-Eye, weiter so!“ und achtet jetzt besonders auf mich. Viertens: Max, der hinter mir sitzt, sagt jetzt nicht nur Spiegelei zu mir, sondern auch noch Streber. Fünftens: meine Uroma Hilde dachte gleich, sie sollte mir vielleicht ein Meerschweinchen schenken. Zum Glück hat Larissa das sofort gerade gerückt. Und sechstens: der Superpolizist denkt, ich habe abgeschrieben oder geschummelt. Ist natürlich das kleinste Problem. Trotzdem ungerecht! Schon wieder!!


Foto: Pixabay

Über Karla Letterman

Krimiautorin und Kolumnistin aus Lübeck. Stammt aus dem Harz und hat in Göttingen und Hamburg gelebt.
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