Schreiben ist Goldt

Schreiben ist Goldt - Max GoldtWer den Schriftsteller Max Goldt live erlebt, stellt sehr schnell fest: Für das Bad in der Menge ist der Mann nicht gemacht. Er wirkt, als wolle er sich nicht feiern lassen. Er mag außerdem keine Interviews, das hat er schon oft betont. Man könnte sagen: Reden ist Silber, Schreiben ist Goldt.

Heute hat Max Goldt Geburtstag, und ich möchte ihn nicht nur beim Lesen still vor mich hin feiern, sondern darüber hinaus ein paar Worte über ihn verlieren. Denn seine Texte sind einzigartig. Er will kein Volksbelustiger sein, und doch kann ich mich prächtig über seine Formulierungen amüsieren.

Daniel Kehlmann hat es wie folgt formuliert:

Dass Max Goldts Werk sehr komisch ist, weiß ja nun jeder gute Mensch zwischen Passau und Flensburg. Dass es aber, liest man genau, zum am feinsten Gearbeiteten gehört, was unsere Literatur zu bieten hat, dass es wahre Wunder an Eleganz und Poesie enthält und dass sich hinter seinen trügerischen Gedankenfluchten die genaueste Komposition und eine blendend helle moralische Intelligenz verbergen, entgeht noch immer vielen, die nur aufs Lachen und auf Pointen aus sind.

Einmal gönnen sollte man sich die Kratzbürstigkeit des Schriftstellers gegenüber einem Journalisten aber doch – etwa beim Lauschen des Interviews mit dem Kulturkritiker Denis Scheck.

Hinreißend ist zum Beispiel dieser Wortwechsel: „Wie schärft man seine Sprachgewalt? Gibt’s da ein Training? Kann man das lernen?“ – „Einfach by doing, würde ich sagen.“

Max Goldt bei einer LesungUnd – natürlich die schon wieder!, mag Goldt resigniert gedacht haben – kommt auch Scheck auf seine Wortschöpfung „Klofußumpuschelung“ zu sprechen. Ach, wiegelt der sichtlich genervte Autor ab, das sei doch nur eine Ad-Hoc-Bildung gewesen, „wie sie beim normalen Nachdenken eben so vorkommt“.

Ob er ein Satiriker sei, will der Journalist wissen. Nein, sagt Goldt, „die kommentieren, aber das wäre mir zu wenig. Denn ich erfinde sehr viel.“

So ist es auch nicht sein Stil, über die „Flüchtlingskrise“ oder über Trump zu schreiben. „Ich erlaube mir, meine eigenen Themen zu finden“, sagt er im Interview.

Hoffentlich erlaubt er sich das noch oft! Denn mögen Interviews für ihn auch eher Blech sein – Schreiben ist Goldt!


Fotos: Karla Letterman, Thomas Schmitt-Schech

Über Karla Letterman

Krimiautorin und Kolumnistin aus Lübeck. Stammt aus dem Harz und hat in Göttingen und Hamburg gelebt.
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