Schmpfndschnde über you-know-who


Gestern haben wir in unserer Weintrinkerrunde das Trumpeltier thematisiert. Dabei hatte ich mir vorgenommen, diesem Irrtum der Natur kein wohlgeratenes Wort zu gönnen. Deshalb redete ich bislang nur in lautmalerischen Sequenzen wie krrrnkbwwwrmp oder schmpfndschndebrihn über das Sujet.
Doch als Klaus die elektrisierende Frage stellte: ‚Wer von Euch glaubt, dass der im Oktober noch an der Macht ist?‘, verlor ich lange genug die Fassung, um „Ich nicht!“ zu jubeln. Kultiviert, wie Weinliebhaber sind, sprachen wir dann artig über Richter und die freie Presse und erörterten die logistische Frage, wie man so viele Wähler rechtzeitig hatte hirnamputieren können. Natürlich fiel auch das Bonmot von den unbegrenzten Unmöglichkeiten.
Klaus und ich verteidigten tapfer die Nation der freiheitlichen Bill of Rights und machten die anderen vier darauf aufmerksam, dass Verfassungsgrundsätze auch für Milliardäre mit schwieriger Kindheit gelten müssten. Thematisch passend servierten Claudia und Dirk fortan nur noch Rotwein Marke Pennerglück, wenigstens die Menge bemaßen sie großzügig. Schließlich lagen sechs bestens ausgebildete Menschen heulend unter dem Tisch und drohten an ihrer Ratlosigkeit zu verzweifeln. Klaus und ich gründeten vollends verwirrt den Dnld-Spprt-Club und schrieben die karitative Sammlung mexikanischer Haarschneidemaschinen verpflichtend in die Satzung.
Die Moral von der Geschicht‘? Selbst mit 39 Millionen Promille landen wir kultivierten Pfiffiküsschen in Diskussionen immer bei kopfnahen Themen, selbst wenn es um den nordamerikanischen You-know-who geht. Doch wie sagt mein Friseur so schön: Knapp vorbei ist auch daneben. Cheers!

Über Karla Letterman

Krimiautorin und Kolumnistin aus Lübeck. Stammt aus dem Harz und hat in Göttingen und Hamburg gelebt.
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