Neuer Blick auf die Sternchendebatte

Liebe Leseri!
Nein, mir ist nicht der Ringfinger auf der Tastatur ausgerutscht und hat ein i in die Anrede gemogelt. Diese Endung, die als innovativer Plural gemeint ist, ist volle Absicht! Ich übernehme damit einen kriminell guten Vorschlag…Zur Erklärung: Innerhalb der Krimischriftsteller*innen-Vereinigung Syndikat tobte in der vergangenen Woche eine Debatte über die Gendersternchen. Die Diskussion kreiste viel um bekannte Argumente, enthüllte Eigensinnigkeit („Texte mit Gendersternchen kann ich nicht lesen“) und Albernheiten („Gendersternchen gefährden den sozialen Frieden“).

Und dann kam ein ganz neuer Vorschlag. Gitta Edelmann, die außer Krimiserien und Kinder- und Jugendliteratur auch historische Romane verfasst, erzählte uns folgendes:

In meinem alternativhistorischen Roman „Himmelsliebe“, der in einer fiktiven Bundesrepublik Frankoallemannien nach einer gelungenen 1848er Revolution spielt, haben die Frauen das Wahlrecht und das Recht, einen Beruf auszuüben. Daher musste eine neue Sprachregelung für Berufs- und sonstige Bezeichnungen gefunden werden. Nun gibt es eine neue Pluralform auf -i, die alle einschließt. Wir begegnen also Luftschifferi, Spioni und sogar Mörderi und ich habe nicht nur von einigen meiner Leseri sehr positives Feedback für diese Idee bekommen, sondern auch von einem Feuilleton-Kritiker.

Leseri und Autori

Gesehen? Da waren sie, die Leseri! Ich fühlte mich sofort angesprochen und werde fortan zu den Krimi-Autori gehören, die diese Form hin und wieder nutzen. Gitta hat es uns nämlich ausdrücklich erlaubt!

Sie ist übrigens keineswegs Gegnerin der Gendersternchen. Ich zitiere gern ihre kluge Begründung:

Ich finde es gut, dass es zu einem ganz leichten Innehalten führt und immer wieder daran erinnert, dass es eben nicht nur Männer und männliche Formen gibt, die angeblich Frauen mitmeinen und Menschen, die sich anders definieren, ausschließen. Menschen müssen, denke ich, zuerst mal eine Weile stolpern, bis die neuen Denkpfade in ihren Gehirnen aktiviert und normal werden.

Mir bescherte Gitta Edelmanns Diskussionsbeitrag eine Sternstunde in dieser sonst oft verbissenen Debatte. Klar, dass auf meinem nächsten Wunschzettel nicht nur einer ihrer Krimis, sondern auch der Roman Himmelsliebe steht!


Foto: Image by Free-Photos from Pixabay

Über Karla Letterman

Krimiautorin und Kolumnistin aus Lübeck. Stammt aus dem Harz und hat in Göttingen und Hamburg gelebt.
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