Hirschpirscher in der Stadt

Karla Letterman mit Hirschpirscher-HutIm November 1887 betrat Sherlock Holmes als schrulliger, hochintelligenter Detektiv die Weltbühne. 132 Jahre später ist die Kunstfigur noch immer populär – und mit ihr eine ganz besondere Kopfbedeckung, die  Deerstalker Cap. Zu deutsch: die Hirschpirscher-Kappe. Eigentlich ist dieser Hut bei Sherlocks Arbeit vollkommen unangebracht.

Denn der Deerstalker wurde – genau wie das angeblich ebenfalls für Holmes typische Inverness-Cape – zur Jagd oder zumindest doch auf dem Land getragen. Sherlock Holmes und sein Wegbegleiter Dr. Watson jedoch ermitteln vorwiegend in London.

Dass die berühmte Kappe für Wind und Wetter gemacht ist, erschließt sich bei genauerer Betrachtung. Nicht nur die Augen werden geschützt, sondern auch der Nacken ist gegen Regen abgeschirmt; man muss nur dafür sorgen, dass die Tropfen, die vom Nackenschirm herunterrollen, weiter aufs Manteläußere perlen und nicht etwa unter den Kragen.

Ohrenklappen in der Baker Street

Auch Kälte kann dem Hirsche hinterherpirschenden Volk nichts anhaben. Denn pfeift ein ungemütlicher Wind, zieht man einfach die Ohrenklappen herunter und bindet sie unterm Kinn zusammen. In diesem Aufzug sollte man sicher nicht zum sexiest-(wo)man-alive-Contest gehen.

Dahin hat der Autor Arthur Conan Doyle seinen Meisterdetektiv auch nicht geschickt. Vielmehr hat er ihm zusammen mit Watson eine Wohnung in der Baker Street 221 b gegönnt. An dieser „berühmtesten Adresse der Welt“ findet sich heute übrigens das Sherlock-Holmes-Museum.

Holmes‘ erste Story, in der neben die Leiche eines Amerikaners mit Blut das Wort „Rache“ an die Wand geschrieben wurde, ist im deutschsprachigen Raum unter dem Titel „Eine Studie in Scharlachrot“ bekannt.

Übrigens eignet sich der Hirschpirscher-Hut nicht nur zur Wild- und Mörderjagd. Sollte mal ein Stündchen Muße möglich sein, kann man mit dieser Kopfbedeckung auch bedenkenlos einen schottischen Whisky servieren. Dieses erstaunliche Ergebnis ergab ein völlig uneigennütziger Karla-Letterman-Selbsttest (siehe Foto).


Foto: Thomas Schmitt-Schech

Über Karla Letterman

Krimiautorin und Kolumnistin aus Lübeck. Stammt aus dem Harz und hat in Göttingen und Hamburg gelebt.
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